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Insolvenzplan bei Kleeschulte rechtskräftig – Eigenverwaltungsverfahren aufgehoben

Regionaler Partner übernimmt 50% der Anteile am Agrarunternehmen Kleeschulte

Büren, 27. Juli 2022. Positive Nachrichten für das renommierte und traditionsreiche Agrarunternehmen Kleeschulte. Die Sanierung ist beendet, das Eigenverwaltungsverfahren abgeschlossen. Ein von den Gläubigern mit 100% Zustimmung zwischenzeitlich rechtskräftiger Insolvenzplan sichert die Zukunft des Betriebes. Die Raiffeisen Westfalen Mitte (RWM) investiert gemeinsam mit dem (Alt-)Gesellschafter in das Unternehmen und übernimmt im Rahmen einer Kapitalerhöhung 50 Prozent der Anteile an der Kleeschulte GmbH & Co. KG. Die anderen 50 Prozent verbleiben beim bisherigen Inhaber Bernd Kleeschulte. Alle 50 Arbeitsplätze bleiben erhalten. Das Unternehmen hatte Ende September 2021 einen Antrag auf ein Verfahren in Eigenverwaltung gestellt, nachdem außergerichtliche Sanierungsbemühungen am Widerstand insbesondere eines Großgläubigers gescheitert waren.

Der Erörterungs- und Abstimmungstermin fand am 13. Juni 2022 vor dem Amtsgericht Paderborn statt. Alle vier Gläubigergruppen stimmten dem vereinbarten Insolvenzplan einstimmig zu (100%). Das zuständige Insolvenzgericht hat den Insolvenzplan noch im Termin am 13. Juni 2022 bestätigt. Damit konnte das Verfahren in Eigenverwaltung planmäßig am 30. Juni 2022 durch Beschluss des Amtsgerichts Paderborn aufgehoben werden.

Das Fazit des Geschäftsführers Bernd Kleeschulte fällt positiv aus: „Das Verfahren ist sehr gut für unser Unternehmen und die Mitarbeiter, Kunden und Geschäftspartner verlaufen. Alle Beteiligten haben in den vergangenen Monaten sehr gut und konstruktiv zusammengearbeitet; dafür möchte ich mich ausdrücklich und herzlich bedanken. Wir können nun finanziell saniert und mit einem klaren Konzept für die Zukunft weiterarbeiten.“

Rechtsanwalt Stefan Meyer von der PLUTA Rechtsanwalts GmbH, der für das Unternehmen im Verfahren als Generalhandlungsbevollmächtigter die Geschäftsführung ergänzt hat, fügt hinzu: „Gemeinsam haben wir in den vergangenen Monaten intensiv an der Umsetzung des Sanierungskonzeptes gearbeitet. Das wirtschaftliche Umfeld für den Agrarhandel war und ist herausfordernd, aber der Betrieb ist auf Basis der Ergebnisse des Insolvenzplans und mit dem starken Partner RWM nunmehr für die Zukunft gut aufgestellt. Das nun erfolgte einstimmige Votum der Gläubiger ist eine Bestätigung der guten Zusammenarbeit der Mitarbeiter des Unternehmens, der Geschäftsführung, der Sachwaltung um Dr. Streitbörger und des PLUTA Teams.“ Das Unternehmen konzentriert sich künftig auf die Geschäftsbereiche Ölmühlen mit Produktion und Vertrieb von Speiseölen sowie die Verarbeitung von Bioprodukten und den Vertrieb und die Logistik von Holzpellets.

Partnerschaft wird intensiviert

Mit der Genossenschaft Raiffeisen Westfalen Mitte eG, einem Unternehmen in unmittelbarer regionaler Nachbarschaft, verbindet Kleeschulte bereits seit einigen Jahren eine partnerschaftliche Geschäftsbeziehung. In einigen Bereichen gab es schon vor der Antragstellung enge Verflechtungen. Beim Handel mit Holzpellets ist RWM Kunde von Kleeschulte gewesen; beim Handel mit Raps bestand ebenfalls eine Geschäftsbeziehung, hier allerdings in die andere Richtung.

Der Vorstand der Genossenschaft Raiffeisen Westfalen Mitte, Thomas Röper-Schültken, erläutert: „Wir arbeiten bereits seit einigen Jahren eng mit Firma Kleeschulte zusammen. Wir freuen uns sehr über die erzielte Einigung und die Intensivierung dieser Partnerschaft, von der nach unserer Überzeugung beide Seiten profitieren werden. Als Partner können wir nun gemeinschaftlich die gesamte Wertschöpfungskette bedienen: vom Raps auf dem Feld bis zum Öl in der Flasche.“

Neun Monate für Neuaufstellung

Die mit dem Insolvenzplan und dem Einstieg von RWM erzielte Lösung stellt das bestmögliche Ergebnis für das Unternehmen und die Gläubiger dar. Sachwalter Rechtsanwalt Dr. Yorck T. Streitbörger blickt positiv auf das Verfahren: „In nur neun Monaten hat sich der Betrieb wirtschaftlich erfolgreich saniert. Die Eigenverwaltung hat sich als geeignetes Restrukturierungsinstrument erwiesen. In Summe profitieren davon alle Beteiligten und auch die Gläubiger.“

Das 1934 gegründete Familienunternehmen Kleeschulte ist im Agrarhandel tätig. Heute wird das Unternehmen in der dritten Generation geführt. In Büren und in den Außenlagern werden Getreide und Ölsaaten aus Lieferungen der Landwirtschaft und des Erfassungshandels umgeschlagen und verarbeitet. Zudem stellt das Unternehmen in seinen eigenen Ölmühlen in Büren und Ottenstein hochwertiges Speiseöl für den Lebensmitteleinzelhandel u. a. unter der Eigenmarke MORITZ her. Im Geschäftsjahr 2020/2021 wurde ein Umsatz von rd. 96 Mio. € generiert, von dem allerdings rd. 80% auf den reinen Agrarhandel/Streckengeschäfte entfallen ist. Ende September 2021 stellte der Betrieb einen Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Grund hierfür waren u.a. finanzielle Belastungen aus dem bereits eingestellten Geschäftsbereich Agrarhandel/Streckengeschäfte und die globale gesamtkonjunkturelle Marktlage in der Agrarbranche.

Die Kleeschulte Erden GmbH & Co. KG in Rüthen ist von dem Sanierungsverfahren weder unmittelbar noch mittelbar betroffen; es bestehen untereinander keinerlei gesellschaftsrechtliche Beziehungen.

Sanierungsteam PLUTA:
Stefan Meyer (Generalhandlungsbevollmächtigter)
Christoph Chrobok
Philip Konen (PLUTA Management GmbH)
Christian Plückebaum (of counsel)

Team Streitbörger:
Dr. Yorck T. Streitbörger
Olga Riedel
Kay Deppermann


Über PLUTA:
PLUTA hilft Unternehmen in rechtlich und wirtschaftlich schwierigen Situationen. Seit der Gründung 1982 ist PLUTA stetig gewachsen und beschäftigt heute rund 500 Mitarbeiter in Deutschland, Spanien und Italien. Mehr als 290 Kaufleute, Betriebswirte, Rechtsanwälte, Wirtschaftsjuristen, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, vereidigte Buchprüfer, Ökonomen, Bankfachwirte, Buchhalter, Ingenieure und Fachkräfte für Insolvenzverwaltung, darunter viele mit Mehrfachqualifikationen, sorgen für praktikable, wirtschaftlich sinnvolle Lösungen. PLUTA unterstützt insbesondere bei der Sanierung und Fortführung von Unternehmen in Krisen oder Insolvenzsituationen und entsendet bei Bedarf auch Sanierungsexperten in die Organstellung. PLUTA gehört zur Spitzengruppe der Sanierungs- und Restrukturierungsgesellschaften, was Rankings und Auszeichnungen von INDat, JUVE, The Legal 500, Who’s Who Legal, brandeins und Focus belegen. Weitere Infos unter www.pluta.net.   

Über Streitbörger:
Die überregionale Wirtschaftssozietät Streitbörger hat in diesem Jahr ihren 50. Gründungstag begangen. Gut 70 Rechtsanwälte und -anwältinnen arbeiten an den Standorten Potsdam, Bielefeld, Hamm, Düsseldorf, Münster und Lingen. Streitbörger hat eigene Anwaltszulassungen in New York und Madrid sowie durch Hochschulabschlüsse im Ausland gestützte Kompetenzen in den Rechtssprachen Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Schwedisch, Polnisch und Russisch. Daneben unterhält die Sozietät langjährige Kontakte zu ausgesuchten Partnerkanzleien in einem internationalen Beratungsnetzwerk. Ein Schwerpunkt von Streitbörger ist seit 1976 die Sanierung und Restrukturierung von Unternehmen. Zu diesem Zweck wurde die Schwestergesellschaft Stange Westhoff gegründet, die mit Spezialisten in den Bereichen Insolvenzrecht, Betriebswirtschaft, Finanz-/Lohnbuchhaltung, Arbeitsrecht und Forderungsmanagement mittelständische und große Unternehmen sicher durch Krisen leitet.  



Verlag Dr. Otto Schmidt vom 27.07.2022 13:16

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